Donnerstag, 4. April 2013

Lehrbrief Riedl um 1589



Lehrbrief Riedl um 1589


An heutt dato dem 26 octobrii ist Erschinen
vor sein Erbaren radt der Namhaftige
Andres meyll hufschmitt mitt gegen=
wertiger seinen Lerjungen nickel Rüdel
hatt bekentt und aus gesagt wie das sein
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wie ein frommen und getreuen Jungen
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wol stendiglichen aus gesttanden, wie das Un
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einem Erbaren Radt das er sein LehrJar
recht und Redlichen aus gestanden nach alter
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ferne nach seinen gelegenheitt wan er
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transkribiert: aus dem 1. Graslitzer Stadtbuch 1552-1621 Fol. 136
aufbewahrt: im Archiv Heinrichsgrün/Jindrichovice

Ponholz, 10.03.2011

Christine Obermeier


Nikolaus Riedl erhält seinen Lehrbrief


Leider hat uns der Schreiber die Jahreszahl vorenthalten. Der Lehrbrief dürfte aber um 1588/89 ausgestellt worden sein, berücksichtigt man die vorherigen und nachfolgenden Folioseiten. Bedauerlicherweise werden  auch keine Orte genannt.

Bei Andres Meyll, dem Lehrmeister, handelt es sich wohl um den Hufschmied Andreas Meinl aus Schönau, dessen Sohn Andreas, ebenfalls Schmied, die Meinlschmidt-Linie „ufm Kriebergk“ (Grünberg) begründete, von der alle um Graslitz herum siedelnden Meinlschmidt abstammen. Wie es scheint, war der Meister mit seinem Lehrbub sehr zufrieden, denn er bot dem Nickel an, er könne, wenn er wolle, wieder in 1, 2, 3 oder 4 Jahren bei ihm arbeiten.

Der Lehrjunge Nikolaus Riedl ist der jüngste  Sohn des Albrecht Riedl und Bruder zu Andreas und Franz und einer namentlich nicht genannten Schwester. 1579 bestätigt Christoff Ham (dieser kaufte 1578 ein Häuslein mit Garten für 20 Gulden), Bürger „zum Greslaß“ seinem „Schweher“ Albrecht Rüdel den Erhalt von 15 Gulden, 1 Kuh und 1 Kalb als Erbteil, Ausstattung und Fertigung seines Weibes NN. Bruder Andreas erhielt 1588 als väterlichen und mütterlichen Erbteil einen Acker neben der Lohe gelegen, im Wert von 60 Gulden, 1 Kuh und 1 Kalb. Bruder Franz erhielt 1589 als väterl. und mütterl. Erbteil 60 Gulden ausbezahlt. Zu dieser Zeit waren beide Brüder bereits verheiratet und wohnten „zum Greßlitz“. Da ein Albrecht Riedl schon 1552 als Ratsmitglied in Graslitz bei einem Kaufvertrag genannt wurde, darf vermutet werden, daß er ein Graslitzer Bürger war. Nickel wurde ebenfalls „Bürger in Graslitz“, war verheiratet und hatte nachweislich zwei Kinder. Die Tochter Catharina ehelichte 1613 den Schindelmacher, Asmus Körner in Pechbach und brachte 100 Gulden als „Morgengab“ mit in die Ehe. Sohn Hans wurde 1618 getraut mit Eva Schürer, einer Tochter des verstorbenen Adam (vulgo Bechmodel), ein gewesener Bürgermeister in Graslitz und übernahm später, in Folge, das väterliche Anwesen; ursprünglich der Besitz des Großvaters Albrecht.

In der Steuerrolle von 1654 werden 8 Riedl als Hausbesitzer in Graslitz genannt, wovon 2 als Emigranten bezeichnet wurden. Von den restlichen 6 Riedl heißen 4 Hans; 2 davon sind Tagelöhner, 1 davon ist Richter mit einem 1/7 Hof  und 1 Hans wird bezeichnet „am Wasser“ mit einem 3/7 Hof und ist mit je 7 Tagwerk Acker und Wiesen, 1 Pferd, 1 Fohlen, 7 Kühen, 2 Kälbern, 4 Schafen, 1 Schwein und 2 Ziegen einer der größten Bauern in Graslitz.
Im letztgenannten Hans vermute ich den Sohn vom Lehrbub Nickel.

1548 werden im Urbarium in Graslitz ein Merten Rudell und in Schönwerth ein Balten Rudell genannt. Ob und in wie weit ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen ihnen bestand, konnte  nicht eruiert werden. Diese beiden Rudell, Rüdel, Riedel, dürften aber die Ahnherren der späteren zahlreichen Riedl-Sippen in und um Graslitz gewesen sein!

Ihre
Christine Obermeier