Lehrbrief Riedl um 1589
An heutt dato dem 26 octobrii ist Erschinen
vor sein Erbaren radt der Namhaftige
Andres meyll hufschmitt mitt gegen=
wertiger seinen Lerjungen nickel Rüdel
hatt bekentt und aus gesagt wie das sein
Leehr Junge auf ein Jar lang wie er ihn
ahn genomen hatt recht und redelichen
wie ein frommen und getreuen Jungen
zu stehet und gebürett das er seine Lehr Jar
wol stendiglichen aus gesttanden, wie das Un
ten daselb etwa Zeugknis Zu geben wan
einem Erbaren Radt das er sein LehrJar
recht und Redlichen aus gestanden nach alter
her kommenen gerechtikeitt Sol ihm wider
ferne nach seinen gelegenheitt wan er
begerett in Ein oder Zwey, 3 4 Jarren
geschehen Simoni Jude umb die gebür
transkribiert: aus dem 1. Graslitzer Stadtbuch
1552-1621 Fol. 136
aufbewahrt: im Archiv Heinrichsgrün/Jindrichovice
Ponholz, 10.03.2011
Christine Obermeier
Nikolaus Riedl erhält seinen Lehrbrief
Leider hat uns der Schreiber die Jahreszahl
vorenthalten. Der Lehrbrief dürfte aber um 1588/89 ausgestellt worden sein,
berücksichtigt man die vorherigen und nachfolgenden Folioseiten.
Bedauerlicherweise werden auch keine
Orte genannt.
Bei Andres Meyll, dem Lehrmeister, handelt es sich
wohl um den Hufschmied Andreas Meinl aus Schönau, dessen Sohn Andreas,
ebenfalls Schmied, die Meinlschmidt-Linie „ufm Kriebergk“ (Grünberg)
begründete, von der alle um Graslitz herum siedelnden Meinlschmidt abstammen.
Wie es scheint, war der Meister mit seinem Lehrbub sehr zufrieden, denn er bot
dem Nickel an, er könne, wenn er wolle, wieder in 1, 2, 3 oder 4 Jahren bei ihm
arbeiten.
Der Lehrjunge Nikolaus Riedl ist der jüngste Sohn des Albrecht Riedl und Bruder zu Andreas
und Franz und einer namentlich nicht genannten Schwester. 1579 bestätigt
Christoff Ham (dieser kaufte 1578 ein Häuslein mit Garten für 20 Gulden),
Bürger „zum Greslaß“ seinem „Schweher“ Albrecht Rüdel den Erhalt von 15 Gulden,
1 Kuh und 1 Kalb als Erbteil, Ausstattung und Fertigung seines Weibes NN.
Bruder Andreas erhielt 1588 als väterlichen und mütterlichen Erbteil einen
Acker neben der Lohe gelegen, im Wert von 60 Gulden, 1 Kuh und 1 Kalb. Bruder
Franz erhielt 1589 als väterl. und mütterl. Erbteil 60 Gulden ausbezahlt. Zu
dieser Zeit waren beide Brüder bereits verheiratet und wohnten „zum Greßlitz“.
Da ein Albrecht Riedl schon 1552 als Ratsmitglied in Graslitz bei einem
Kaufvertrag genannt wurde, darf vermutet werden, daß er ein Graslitzer Bürger
war. Nickel wurde ebenfalls „Bürger
in Graslitz“, war verheiratet und hatte nachweislich zwei Kinder. Die Tochter
Catharina ehelichte 1613 den Schindelmacher, Asmus Körner in Pechbach und
brachte 100 Gulden als „Morgengab“ mit in die Ehe. Sohn Hans wurde 1618 getraut
mit Eva Schürer, einer Tochter des verstorbenen Adam (vulgo Bechmodel), ein
gewesener Bürgermeister in Graslitz und übernahm später, in Folge, das
väterliche Anwesen; ursprünglich der Besitz des Großvaters Albrecht.
In der Steuerrolle von 1654 werden 8 Riedl als
Hausbesitzer in Graslitz genannt, wovon 2 als Emigranten bezeichnet wurden. Von
den restlichen 6 Riedl heißen 4 Hans; 2 davon sind Tagelöhner, 1 davon ist
Richter mit einem 1/7 Hof und 1 Hans
wird bezeichnet „am Wasser“ mit einem 3/7 Hof und ist mit je 7 Tagwerk Acker
und Wiesen, 1 Pferd, 1 Fohlen, 7 Kühen, 2 Kälbern, 4 Schafen, 1 Schwein und 2
Ziegen einer der größten Bauern in Graslitz.
Im letztgenannten Hans vermute ich den Sohn vom Lehrbub Nickel.
1548 werden im Urbarium in Graslitz ein Merten
Rudell und in Schönwerth ein Balten Rudell genannt. Ob und in wie weit ein
verwandtschaftliches Verhältnis zwischen ihnen bestand, konnte nicht eruiert werden. Diese beiden Rudell,
Rüdel, Riedel, dürften aber die Ahnherren der späteren zahlreichen Riedl-Sippen
in und um Graslitz gewesen sein!
Ihre
Christine Obermeier