Montag, 19. Mai 2014

DER GRENZGÄNGER Ausgabe 35 Mai 2014 Seite 6/7


Heimatkreise Eger, Falkenau, Graslitz und Neudek

Transportlisten der Vertreibung von 1946 jetzt digital verfügbar

Im Neudeker Heimatbrief  von 2012 wurde berichtet, dass nunmehr die Transportlisten von 1946 für die Stadt und den Landkreis Neudek im Neudeker  Heimatmuseum in Augsburg aufliegen. Das Sudetendeutsche Institut in München hatte zuvor die Kopien der Originallisten aus dem Tschechischen Militärarchiv in Prag beschafft. Die Heimatgruppe „Glück auf“ hat wiederum die Listen aus München für ihr Heimatmuseum erworben. Seitdem erhielt ich zahlreiche Anfragen von Heimatvertriebenen oder von ihren Nachkommen nach den Transportdaten von damals. Obwohl ich geschrieben hatte, dass ich nur schwer einzelne Namen aus insgesamt etwa 20 000 Namen auf etwa 500 Seiten heraussuchen kann, habe ich es nicht über’s Herz gebracht, solche Anfragen abzulehnen. Da ist dann manche Träne der Rührung geflossen, wenn ein damals 7 Jähriger oder eine damals 12 Jährige seinen/ihren Namen und die Namen der Angehörigen, die Transportzeit, die Waggonnummer und die Mitreisenden im damaligen Viehwaggon auf den Listen sah.
Angesichts der mühevollen Sucharbeit entstand der Wunsch, die Listen zu digitalisieren und auf dem PC verfügbar zu machen. Ich wagte es nicht, dies zu hoffen, bis mich vor wenigen Wochen die mir bis dahin unbekannte Heimat-und Ahnenforscherin Christine Obermeier aus Ponholz bei Regensburg anrief und mich um Mithilfe bat. (Siehe Grenzgänger Nr. 34, Seite 14 „Vertriebenen-Transportliste Bereich Neudek“ )  Fleißige Heinzelmänner und –frauen haben im Sudetendeutschen Institut in München die Mühe auf sich genommen, die Transportdaten von den teilweise verwaschenen und schwer lesbaren Schreibmaschinendurchschlägen von 1946 in den PC einzugeben. Christine Obermeier wiederum suchte in Zusammenarbeit mit dem Sudetendeutschen Institut Kontakt zu Kundigen, die Zugriff zu alten Adressbüchern oder sonstigen Einwohnerverzeichnissen aus den Heimatkreisen haben, um bruchstückhaft lesbare Namen zu vervollständigen. Da traf sie für den Heimatkreis Neudek auf mich und ich konnte in langen Telefonaten dank der Unterlagen aus unserem Heimatmuseum in vielen ungeklärten Fällen helfen. Christine Obermeier erhielt für ihre aufopfernde Mitarbeit vom Sudetendeutschen Institut die Erlaubnis, die digitalisierten Transportlisten auf ihrer Internetseite zu veröffentlichen. Die Listen der bisher bearbeiteten Heimatkreise Eger, Falkenau, Graslitz und Neudek sind als PDF-Dateien auf der Seite www.chobgen.de unter dem Menüpunkt „Transportliste“ und dann unter den genannten Namen der Landkreise aufrufbar. Zum Lesen benötigt man ein PDF-Programm, z.B.  den Adobe Reader.  Wer ein komfortableres PDF-Programm mit besserer Such-Funktion hat, kann die Listen auch gezielt nach Namen, Alter, Ortschaften, Transportdatum etc. durchsuchen.
Die Listen sind nur für den privaten Gebrauch freigegeben. Jede kommerzielle Verwertung bedarf der Erlaubnis des Sudetendeutschen Institutes. Wenn auch inzwischen 68 Jahre seit der Vertreibung vergangen sind und nur noch wenige Betroffene von damals leben, ist ein Einblick in die damaligen Transportdaten für die  noch Überlebenden und für ihre Nachkommen sicher interessant. Die leidvollen Transportdaten können auf der oben angegebenen Internetadresse aufgesucht werden. Wer keinen Zugriff zum Internet hat, ist herzlich auf unserem Ausstellungsstand auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg willkommen.
Die Heimatgruppe „Glück auf“ – Freunde des Heimatmuseums Stadt und Landkreis Neudek in Augsburg e.V. wird auf ihrem Stand namhafte Exponate aus dem Heimatmuseum präsentieren. Außerdem werden wir mittels eines mobilen Internetzuganges live auf einem Monitor die digitalisierten Vertreibungslisten zeigen. Außer den „Neudekern“ dürfen auch gerne die Egerer, Falkenauer und Graslitzer zu unserem Stand kommen und in den Transportdaten von damals stöbern. Leider sind einige Seiten so schlecht erhalten, dass sie nicht erfasst werden konnten. Vom Transport am 10.7.1946 aus Neudek über Eger nach Wiesau sind leider die Namenslisten verschollen. Auf dem Deckblatt steht lapidar „„seznamy chybějí „ (die Listen fehlen). Das ist ausgerechnet der Transport, in dem ich als damaliger 3 ½ Jähriger mit meiner Familie war. Wer auch zum Sudetendeutschen Tag nicht kommen kann, darf sich wegen einer persönlichen Nachfrage gerne an mich wenden: Josef Grimm, Waxensteinstr. 78 c, 86163 Augsburg, Tel. 0821/64142

Josef Grimm


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