Während
einer Recherche für Familienforschung stieß ich in einem Egerer Kirchenbuch, um
1680, auf den Ort TRAU.
Nein – TRAU
war nicht nur 1 x erwähnt; jährlich wurden aus diesem Ort mehrere Taufen
registriert, länger als 20 Jahre.
TRAU mußte
also nicht nur im Egerland, sondern im Kreis Eger liegen.
Denkste –
den Ort gab es nicht!
Ich wälzte
Literatur, von V. Bröckl über Pfohl bis zum Buch Heimatkreis Eger; studierte
Landkarten, von der Müller`schen Karte (um 1720) bis zum neuesten Autoatlas.
Ergebnis: -0-
Dann
versuchte ich einige Orte gedanklich in die ergerländer Mundart zu übersetzen,
z.B. Doberau hätte sich wunderbar angeboten, aber dies hieß „Duawarau“.
Ich gab
nicht auf und telefonierte am nächsten Tag mit 2 älteren Damen in Frankfurt und
Tirschenreuth, die hoch in die 80er und beide aus dem Egerland gebürtig sind.
Beide bestätigten mir sofort „no freilich
gitt`s Trau“ aber auf die Frage
wo das Dorf liege sagten beide: „iich
woar niat duart, owa iich möin, dees
mou zwischen Franznsbod uu Näiwlaz saa“.
Beide Damen
erklärten sich bereit, ihrerseits Verwandte und Bekannte anzurufen und sich bei
mir wieder zu melden. Die Dame in Tirschenreuth gab mir noch eine Telefonnummer
einer Bekannten in Waldsassen mit dem Hinweis, diese wäre in „Näiwlaz“ geboren und „döi kännt wos wiss`n“.
Ich kam mir
vor wie ein Jagdhund, der Blut geleckt hatte.
Endlich,
nach einigen Versuchen, hatte ich die Oma aus Nebanitz an der Strippe. Ja, sie
kenne TRAU, „dees woar goa niat weit va
Näiwlaz uu vaawaa wöin`sn dees wiss`n“.
Es wurde wieder ein längeres Gespräch und zum Schluß wußte ich; TRAU lag auf
dem Weg von „Näiwlaz“ in Richtung „Franznsbod“.
Fazit: Jeder
kennt TRAU, aber keiner konnte mir sagen, wo es genau liegt.
Wir
plauderten noch etwas und die nette Oma aus Waldsassen lud mich zum Kaffee ein,
sollte ich mal in „da Näichat saa“.
Und dann gab sie mir noch eine Telefonnummer von ihrer „Freindin“ in Hundsbach – es fiel ihr eben ein, daß diese gebürtig
aus TRAU ist.
Ich konnte
es nicht fassen! Obwohl meine Ohren schon glühten, rief ich dort an.
Ja, sie wäre
aus TRAU ... Kirche und Schule waren in Nebanitz ... es gab nur 5 Höfe ...
Vertreibung ... usw. usw. Etwa nach 15 Minuten sagte sie: „ja, wiss`ns iich woar scho fast aas da Schüi(l) hob iich erst gwißt,
daß unna Durf eichantlich richtich AU haaßt; oba mei Tooch ham mia TRAU gsoocht“!
Die
Egerländer kürzten i.d.R. in ihrer Mundart alle längeren Ortsnamen ab – aber AU
war ihnen dann doch einfach zu kurz!
TRAU kommt
mundartlich von „in DeR AU“
Na, darauf
muß man erst mal kommen.
Ihre
Christine Obermeier
Ponholz, 30.07.2009